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Wasserdiagnostik
Sonntag, den 06. April 2003 um 20:45 Uhr
Es mag auf den ersten Blick sehr verwundern, daß ich den Begriff "Diagnose" hier im Zusammenhang mit dem Aquarium-Wasser verwende, denkt doch jeder zunächst einmal an Fischkrankheiten. Aber 'Diagnose' bedeutet ja eigentlich, aufgrund verschiedener direkt oder durch Messungen beobachtbarer Symptome der Ursache auf den Grund zu gehen. Nur dann kann man Störungen eines Systems beseitigen. Wir können also anhand bestimmter Symptome, die das Aquarium-Wasser uns zeigt, Rückschlüsse auf deren Ursache ziehen und im Falle einer Gefahr eines aus dem Ruder laufenden Aquariums die Katastrophe anhand der daraus erstellten Diagnose gezielt verhindern. Das Prinzip ist also das gleiche wie bei den Fischkrankheiten: Nur anhand einer gesicherten Diagnose kann eine Heilung erfolgen. In diesem speziellen Fall ist das die richtige Wasserpflege.

 

Wie sehen nun die häufigsten Symptome des Wassers aus und welche Diagnose kann man daraus stellen? Zunächst sollte man unterscheiden zwischen einfachen optischen Symptomen und nur meßtechnisch erfaßbaren Symptomen.

 

Optische Symptome:

  • Schaumbildung
  • Geruch
  • Kahmhaut
  • Mulm-Menge
  • Aussehen des Bodengrundes (Oberfläche und in der Tiefe)
  • Aussehen des Filterinhaltes
  • Schwebstoffe
    • gröbere Partikel
    • milchig weiße Trübung
    • grünliche Trübung
    • "Silberglanz"
    • absolute Klarheit

 

Meßtechnisch erfaßbare Symptome:

  • BSB5
  • Keimzahl
  • Nitrit-, Ammonium-Konzentration
  • Konzentrations-Verlauf (also zeitabhängige Größen)
    • Nitrat
    • Phosphat
    • Hydrogenkarbonat
    • Sauerstoff
    • CO2
    • Leitwert

 

Andere Symptome sind eher sekundärer Natur, aber trotzdem nicht weniger Aussagekräftig. Dabei handelt es sich hauptsächlich um das Verhalten der Aquarienbewohner.

 

Sekundäre Symptome:

  • Verhalten der Fische
  • Pflanzen: Aussehen und Wachstum
  • Algen: Arten und Wachstum

 

Einige der oben aufgezählten primären Symptome wirken sich direkt auf diese sekundären Symptome aus und häufig ersetzt das exakte Beobachten der Aquarien-Bewohner viele aufwendige Messungen. Das setzt allerdings etwas Erfahrung mit den Aquarienbewohnern voraus.

 

Manchem aufmerksamen Leser und akribisch messenden Aquarianer wird hier vielleicht aufgefallen sein, daß ich in obiger Aufzählung ein paar Parameter, die eigentlich zum unverzichtbaren Meßrepertoire des Aquarianers gehören, gar nicht aufgeführt habe. In erster Linie sind das die Absolutwerte von pH, GH, KH, Fe-Gehalt und Temperatur. Diese Werte sind zwar für das Wohlbefinden der Fische und Pflanzen von entscheidender Bedeutung, aber dagegen für die Wasserpflege kaum relevant, sondern hauptsächlich die zeitliche Änderung dieser Konzentrationen. Die Bedeutung für Fisch und Pflanzen liegt darin, daß jede Art ein ganz bestimmtes Optimum hat. Es gibt hier daher keine allgemeingültigen Werte, sondern diese Parameter müssen individuell für jede einzelne gepfllegte Fischart bestimmt werden (Physiologie) und haben Einfluß auf die Fisch-Gesundheit.

 

Für die Wasserhygiene spielen die Absolutwerte dieser Parameter nur eine eher untergeordnete Rolle. Ein sehr weiches und saures Aquarienwasser für Südamerikaner kann genauso 'gesund' gehalten werden wie ein hartes und alkalisches Wasser für ostafrikanische Cichliden und ein Hochtemperatur-Diskus-Aquarium genauso wie ein Kaltwasser-Aquarium. Die oben aufgelisteten optischen und meßtechnisch erfaßbaren Symptome haben für alle Aquarien-Typen gleichermaßen Bedeutung und die daraus abgeleiteten Diagnosen und anschließenden 'Behandlungen' sind ebenfalls prinzpiell gleich.

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 11. Juli 2010 um 13:33 Uhr