Auf die Frage nach dem 'wie' und 'wieviel' kann man nur sagen: 'Wasserwechsel ist nicht gleich Wasserwechsel.' Eine allgemeingültige Regel gibt es also nicht. Je nach Motivation muß er unterschiedlich ausfallen.
Da müssen nun verschiede Aspekte betrachtet werden:
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1. Entfernung von Medikamenten
Nach hoffentlich erfolgreicher Behandlung mit Medikamenten müssen diese wieder aus dem Aquarienwasser entfernt werden, da es sich um Giftstoffe handelt. Die Wirkung von Medikamenten beruht ja darauf, daß diese für die Krankheitserreger giftiger sind als für die Fische (Kapitel 'Fisch-Gesundheit'). Es wird also eine Konzentration gewählt, die für die Erreger bereits tödlich ist, für die Fische aber noch nicht. Allerdings wirken auch geringere Konzentrationen auf die Fische auf Dauer schädigend, so daß deren Konzentration unbedingt so schnell wie möglich zu verringern ist. Dies geschieht am einfachsten mit mehrfachen Wasserwechseln. Wie groß diese Wasserwechsel ausfallen müssen, kann man sich recht leicht ausrechnen. |
Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 11. Juli 2010 um 17:34 Uhr |
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2. Notmaßnahmen:
Wenn in Newsgroups exzenssive Wasserwechsel von 50-70% täglich empfohlen werden, so sind das meistens Fälle, wo extrem hohe Nitrit, Nitrat und/oder Phosphat-Werte vorliegen. Um diese Werte möglichst schnell (um die Fische oder Pflanzen nicht irreparabel zu schädigen) wieder auf ein normales Maß zu drücken, muß ausreichend Wasser gewechselt werden. 10% oder auch 30% bringen in diesem Fall gar nichts. Ein einzelner Wasserwechsel von 50% drückt den betreffenden Wert auf die Hälfte. Das kann bei einem Augangswert von z.B. 1 mg/l Nitrit aber immer noch viel zu viel sein. Also müssen mehrere WW von 50-80% täglich erfolgen. Es muß ja nicht nur ein fester Wert gedrückt werden, sondern das täglich produzierte muß ebenfalls entfernt werden. |
Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 11. Juli 2010 um 17:37 Uhr |
3. Der ganz normale Wasserwechsel bei eingefahrenen Aquarien:
Da meistens ein Besatz um 1 cm Fisch pro Liter Wasser vorliegt, muß der Wasserwechsel mindestens so groß ausfallen, daß damit das zwischen den Wasserwechseln jeweils neu entstehende Nitrat und Phosphat (Nitrit spielt bei eingefahrenen AQ keine Rolle mehr) vollständig entfernt wird. Das läßt sich meßtechnisch ganz gut erfassen. Ist der Nitrat- oder Phosphat-Wert größer als der Wert des Leitungswassers, so ist der Wasserwechsel zu gering ausgefallen. Als Richtwert kann 1/3 pro Woche, aber mindestens 1/3 alle 14 Tage gelten. Wie viel Wasser letztendlich gewechselt werden muß, hängt entscheidend auch von dem jeweiligen Aquarium ab, also Besatz, Futtermenge, Pflanzenwuchs.
Bei den normalen Standard-Gesellschafts-Aquarien läßt sich die erforderliche Menge des Wasserwechsels gut aus dem Nitratanstieg zwischen den Wasserwechseln bestimmen.
Was aber tun, wenn der Nitratwert gleich bleibt oder gar sinkt? Diese Verhältnisse haben wir häufig bei dünn besetzten Pflanzen-Aquarien. Müssen wir dann überhaupt einen Wasserwechsel machen? Die Antwort ist ganz eindeutig 'ja'. Der Grund ist beim nächsten Punkt beschrieben. |
Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 11. Juli 2010 um 17:42 Uhr |
4. Das vielfach ins Reich der Phantasie abgeschobene Ionenverhältnis:
Sowohl Fische als auch Pflanzen nehmen ca. 20 verschiedene anorganische Ionen in einem bestimmten Verhältnis auf. Bei Fischen werden viele dieser Ionen auch über die Nahrung aufgenommen. Durch die Mineralisation (Futterreste, Kot usw.) werden diese Ionen ins Wasser freigesetzt, die Pflanzen nehmen sie wieder auf, aber leider nicht in dem gleichen Verhältnis, wie sie gebildet werden. Daran kann auch ein Pflanzen-Volldünger oder Spurenelementedünger nichts ändern. Er verhindert zwar weitgehend eine Unterversorgung mit einzelnen Ionen, aber er kann nichts gegen den Konzentrationsanstieg einzelner Ionen (z.B. durch Mineralisation) ausrichten. Im Aquarien-Wasser treten also innerhalb recht kurzer Zeit drastische Verschiebungen in den Konzentrationen der einzelnen Ionen auf und damit in ihrem Verhältnis zueinander. Einige Ionen reichern sich an, bei anderen entstehen Lücken. Diese führen dann zu Mangelerscheinungen, wenn man sie nicht zusätzlich wieder zuführt (z.B. mit einem Spurenelemente-Präparat). Ionen, deren Konzentration besonders hoch ist, können die Aufnahme (und genauso wichtig zur Regulierung ist deren Abgabe) anderer Ionen behindern oder sogar blockieren. Der Wasserwechsel hat die Aufgabe, die Konzentrationsverhältnisse wieder einigermaßen herzustellen und die schlimmsten Verschiebungen und Konzentrationsspitzen zu verhindern. Auch hierfür muß der Wasserwechsel ausreichend groß ausfallen, ansonsten hat er nicht den gewünschten Effekt. Leider entzieht sich dies unserer (Meß)Kontrolle, da wir von diesen relevanten 20 Ionen nur ca. 1/4 messen können. Aber das Ergebnis können wir bei Fischen und Pflanzen sehr gut erkennen. Bei reichlichen Wasserwechseln (mit gutem Wasser) sind die Fische viel vitaler und laichen häufiger ab und die Pflanzen wachsen schneller und werden kräftiger. |
Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 11. Juli 2010 um 17:47 Uhr |
Die Argumente der Wasserwechselgegner:
Die Argumente, die die Gegner des reichlichen und häufigen Wasserwechsels anführen, reichen von 'Ausreden' über 'Abenteuerlich' bis 'Fischschädigend'. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, ob der lästige Wasserwechsel einfach nur aus Faulheit oder aus einem Mißverständnis der Abläufe im Aquarium abgelehnt wird. Dabei scheint diesen Wasserwechselgegnern noch gar nicht aufgefallen zu sein, daß einige Gegenargumente eher Argumente für den häufigen und reichlichen Wasserwechsel sind.
Fazit: Lieber ein Wasserwechsel zu viel oder zu groß als zu wenig, aber auch 'richtig' machen. |
Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 11. Juli 2010 um 17:54 Uhr |
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